Französischer Oscar-Kandidat: Iranischer Regisseur Panahi auf Werbetour in den USA
Gerne wäre er für den Iran ins Rennen um die Oscars gegangen, nun wirbt der iranische Regisseur Jafar Panahi in den USA als Oscar-Kandidat für Frankreich für seinen neuen Film. "Ich wollte es wirklich für mein eigenes Land, aber in einer unterdrückten Gesellschaft gibt es eben gewisse Schwierigkeiten", sagte der 65-jährige Filmemacher der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview in Los Angeles.
Nachdem ihm jahrelang die Ausreise aus dem Iran verboten war, reist Panami derzeit durch die USA und stellt seinen Film "Ein einfacher Unfall" vor. Panahi war mehrfach im Iran inhaftiert, 2010 für knapp drei Monate und 2022 und 2023 etwa sieben Monate lang. Seine Erfahrungen im Gefängnis waren der Ausgangspunkt für den heimlich im Iran gedrehten Film, der im Mai in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde.
Der Film über fünf ehemalige politische Gefangenen, die ihrem mutmaßlichen Folterer begegnen, enthält deutliche Kritik an der iranischen Führung. Da eine französische Firma die Postproduktion übernahm, konnte Panahis Film gemäß den Regeln der Oscar-Akademie als französischer Beitrag für die Kategorie "Bester internationaler Film" eingereicht werden.
Während Filmfestivals wie in Cannes, Venedig oder Berlin ihre eigene Auswahl an internationalen Filmen treffen, überlassen die Oscars die Nominierung den jeweiligen Ländern. Dieses Vorgehen ist in den vergangenen Jahren zunehmend in Kritik geraten. "Es mindert und untergräbt die Unabhängigkeit von Filmemachern", sagte Panahi.
"Das iranische Kino ist humanistisches Kino und hat schon immer beim Publikum auf der ganzen Welt Resonanz gefunden", fügte der Filmemacher hinzu. Er erinnerte an den mit einem Oscar ausgezeichneten Film "Nader und Simin - Eine Trennung" von Asghar Farhadi aus dem Jahr 2011 und den internationalen Erfolg von Abbas Kiarostami, der 1997 für "Der Geschmack der Kirsche" ebenfalls eine Goldene Palme bekam."Ein einfacher Unfall" kommt in Deutschland am 11. Dezember in die Kinos.
D.Johannsen--MP