

Spannungen im Libanon nach Angriff auf UN-Friedenstruppe mit zwei Verletzten
Ein Landeverbot für zwei iranische Flugzeuge sorgt im Libanon für eine Zunahme der Spannungen. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz forderte die Regierung am Sonntag auf, das Landeverbot aufzuheben. Anhänger der Miliz blockierten unterdessen die Straße zum Flughafen Beirut. Hisbollah-Anhänger hatten zuvor ein Fahrzeug der UN-Friedenstruppe Unifil in Brand gesetzt. Dabei wurden zwei Blauhelmsoldaten verletzt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen geht das Landeverbot auf Drohungen Israels zurück.
Nachdem zwei iranischen Flugzeugen die Landeerlaubnis am Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut verweigert worden war, hatten Hisbollah-Anhänger tagelang die Zufahrtsstraße zum Flughafen blockiert. Am Freitagabend wurde ein Fahrzeug der UN-Friedenstruppe, das auf dem Weg zum Flughafen war, von den Demonstranten attackiert und in Brand gesetzt. Bei dem Angriff wurden zwei Blauhelmsoldaten aus Nepal verletzt.
Unifil verurteilte den Vorfall. Angriffe auf Blauhelmsoldaten seien eine klare Verletzung internationalen Rechts "und können Kriegsverbrechen gleichkommen", erklärte die UN-Truppe. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sprach von einer "inakzeptablen" Gewalttat.
Der libanesische Präsident Joseph Aoun verurteilte den Angriff und kündigte eine Bestrafung der Angreifer an. "Die Sicherheitskräfte werden gegenüber keiner Partei Nachsicht üben, die versucht, die Stabilität und den inneren Frieden zu stören", erklärte er. Nach Angaben von Innenminister Ahmad Al-Hadschdschar wurden mehr als 25 Menschen festgenommen.
Am Samstag erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus libanesischen Sicherheitskreisen, die libanesischen Behörden seien von den USA gewarnt worden, Israel werde den Flughafen angreifen, sollten die iranischen Maschinen dort landen. Daraufhin hätten die zuständigen Ministerien die Landeerlaubnis für die iranischen Maschinen noch vor deren Abflug verweigert.
Die Entscheidung sei mit Libanons Regierungschef Nawaf Salam und Präsident Joseph Aoun abgesprochen gewesen, teilte die Quelle der AFP weiter mit. Die libanesischen Behörden hätten sich dazu entschieden, den iranischen Maschinen die Landung zu verweigern, um den Flughafen und die Reisenden zu schützen, erklärte Salam.
Israel hatte der mit dem Iran verbündeten Hisbollah mehrfach vorgeworfen, über den Beiruter Flughafen Waffen aus dem Iran ins Land zu bringen. Die Hisbollah und die libanesischen Behörden bestritten dies stets.
Die Hisbollah forderte die libanesische Regierung am Sonntag auf, das Landeverbot für iranische Flugzeuge in Beirut wieder aufzuheben. Die Regierung müsse "ernsthafte Maßnahmen ergreifen, um den israelischen Feind davon abzuhalten, sein Diktat durchzusetzen", erklärte die Hisbollah. Am Samstag hatten Anhänger der Miliz erneut den Zugang zum Flughafen blockiert. Die libanesische Polizei setzte nach Angaben eines Journalisten der AFP Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen.
US-Außenminister Marco Rubio und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu forderten derweil am Sonntag bei einem Treffen in Jerusalem gemeinsam, die libanesische Regierung müsse die Hisbollah-Miliz entwaffnen.
Die israelische Armee hatte am Vortag mitgeteilt, sie habe im Südlibanon einen Luftangriff auf ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah ausgeführt. Nach Angaben von Staatsmedien wurden im Süden des Libanons zwei Menschen bei einer israelischen Drohnenattacke getötet und vier weitere verletzt.
Am Sonntag wurde außerdem nach Angaben libanesischer Staatsmedien eine Frau in dem südlichen Grenzort Hula durch israelischen Beschuss getötet. Laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA verschleppte die israelische Armee zudem drei libanesische Bürger.
Die libanesische Armee reagierte auf die Vorfälle mit einer Warnung an Bewohner der Region, erst an ihre Wohnorte im Süden des Landes zurückzukehren, sobald die Armee die Entsendung ihrer Truppen dorthin beendet habe. Erst dann könne "ihre Sicherheit bewahrt und der Tod unschuldiger Menschen verhindert werden", erklärte die Armee im Onlinedienst X.
Der Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel war nach dem Großangriff der mit der libanesischen Miliz verbündeten radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wieder eskaliert. Die Hisbollah lieferte sich zwischen September und November vergangenen Jahres heftige Gefechte mit Israel. Die pro-iranische Miliz ging stark geschwächt aus der Konfrontation hervor, große Teile ihrer Führungsspitze sind tot. Seit Ende November gilt eine Waffenruhe. Beide Seiten beschuldigen sich regelmäßig, diese zu verletzen.
F.Bauer--MP