

Kreml erwartet keinen Durchbruch bei neuen direkten Ukraine-Gesprächen
Vor dem für Mittwoch geplanten Treffen mit Vertretern der Ukraine hat Russland die Erwartungen gedämpft. "Es gibt keinen Grund, auf wundersame Durchbrüche zu hoffen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Bei gegenseitigen Angriffen der Ukraine und Russlands wurden derweil fünf Menschen getötet, unter ihnen ein Zehnjähriger in der ukrainischen Stadt Kramatorsk.
Russland werde bei den in Istanbul geplanten Gesprächen seine "Interessen verteidigen", um seine von Anfang an gesetzten Ziele zu erreichen, sagte Peskow. Für ein Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Staatschef Wladimir Putin, für das Selenskyj ausgesprochen hatte, sei es noch zu früh. Bis dahin sei noch "viel Arbeit zu erledigen", betonte der Kreml-Sprecher.
Selenskyj sagte mit Blick auf die Gespräche in Istanbul, es solle dabei um weitere Gefangenenaustausche sowien um die Rückkehr von nach Russland verschleppten ukrainischen Kindern gehen. Der ukrainische Präsident bekräftigte zudem seine Forderung nach einem Treffen mit Putin, um "diesen Krieg wirklich zu beenden". Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 gab es kein derartiges Treffen.
Die ukrainische Delegation in Istanbul wird nach Angaben Selenskyjs von Ex-Verteidigungsminister Rustem Umerow angeführt. Neben Umerow, der inzwischen Sicherheitsratschef der Ukraine ist, sollen demnach Vertreter des Außenministeriums, des Geheimdienstes und des Büros des Präsidenten mit am Verhandlungstisch sitzen. Die russische Seite hat sich noch nicht dazu geäußert, wer für sie an den Gesprächen teilnimmt.
Die Ukraine und Russland hatten bereits im Mai und Juni direkte Gespräche in Istanbul geführt, Fortschritte in Richtung einer Waffenruhe wurden bei den Treffen jedoch nicht erzielt. Einziges konkretes Ergebnis war der Austausch von Kriegsgefangenen und getöteten Soldaten zwischen beiden Ländern.
US-Präsident Donald Trump, der beide Länder zu direkten Verhandlungen gedrängt hatte, erhöhte in der vergangenen Woche den Druck auf Russland: Er setzte Moskau eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Andernfalls drohte er mit Wirtschaftssanktionen.
Peskow hatte dagegen bereits am Montag betont, dass die Positionen Russlands und der Ukraine weiterhin "diametral entgegengesetzt" seien. Moskau verlangt von der Regierung in Kiew, alle vier von Russland für annektiert erklärten ukrainischen Regionen sowie die Halbinsel Krim abzutreten und auf westliche Militärhilfe sowie auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Die Ukraine weist diese Maximalforderungen als unannehmbar zurück und fordert eine sofortige bedingungslose Waffenruhe.
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot, der am Montag zu einem Überraschungsbesuch in die Ukraine gereist war, verurteilte die "inakzeptablen" Forderungen Moskaus. "Diplomatie bedeutet nicht Unterwerfung", sagte er und bekräftigte seine Forderung nach einer Waffenruhe. Um dieses Ziel zu erreichen, sei ein Treffen von Putin und Selenskyj nötig, sagte er am Dienstag.
Die Ukraine und Russland setzten derweil ihre gegenseitigen Angriffe fort. Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf einen Bus in einem von Russland besetzten Gebiet der ukrainischen Region Cherson wurde nach Angaben der von Moskau eingesetzten Behörden drei Menschen getötet. Ein weiteres Todesopfer gab es in der russischen Grenzregion Belgorod, wie der dortige Gouverneur mitteilte.
Bei russischen Drohnen- und Raketenangriffen auf die ostukrainische Großstadt Kramatorsk wurde nach Behördenangaben ein zehnjähriger Junge getötet. Zudem seien mehrere Menschen bei russischen Angriffen in anderen Regionen verletzt worden. In den vergangenen Wochen hatte Moskau seine Angriffe auf die Ukraine massiv ausgeweitet und ukrainische Städte mit einer Rekordzahl von Raketen und Drohnen angegriffen.
An der Front in der Ostukraine rückte die russische Armee nach eigenen Angabe weiter vor. Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete die Einnahme einer Ortschaft nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk in der Region Donezk.
F.Hartmann--MP