

Zehntausende nehmen im Westen Kenias Abschied von verstorbenem Oppositionschef Odinga
Im Westen Kenias haben am Samstag zehntausende Menschen Abschied von dem verstorbenen Oppositionsführer Raila Odinga genommen. In der am Victoriasee gelegenen Stadt Kisumu versammelten sich die Trauernden in den Straßen und in einem Stadion. Dabei kam es zu chaotischen Szenen, als ein Tor zum Stadiongelände durchbrochen wurde, so dass zahlreiche Menschen unkontrolliert auf das Gelände strömen konnten. Auch in der Nähe des Sargs kam es zu großem Gedränge.
Doch blieben allzu schlimme Zwischenfälle aus. Zwar mussten nach Angaben aus Gesundheitskreisen 74 Menschen vor Ort im Stadion medizinisch versorgt werden. Einige von ihnen litten unter Flüssigkeitsmangel, andere wurden im Gedränge verletzt. Todesfälle wurden jedoch nicht gemeldet.
Hingegen waren an den vorherigen Tagen während der Trauerfeiern in Nairobi für den von vielen seiner Anhänger inbrünstig verehrten Odinga mindestens fünf Menschen zu Tode gekommen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden am Donnerstag bei einer Versammlung in einem Stadion mindestens drei Menschen von Sicherheitskräften erschossen, die versuchten, eine Menge vom VIP-Bereich fernzuhalten. Am Freitag wurden bei einer Massenpanik während des Staatsakts für Odinga mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 160 weitere verletzt.
In Kisumu hatten die Behörden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um ähnliche Vorfälle zu vermeiden. So wurde Odingas Sarg von einem Hubschrauber in das Stadion der Stadt gebracht. Ein ursprünglich geplanter Trauerzug mit Odingas Sarg durch die Straßen wurde abgesagt, um den Ausbruch von Panik im Gedränge zu vermeiden.
Von Kisumu wurde Odingas Leichnam dann später am Samstag in den nahelegenen Landkreis Siaya weitertransportiert, wo seine Familie ihre Wurzeln hat. Er sollte dort am Sonntag in einer privaten Zeremonie beigesetzt werden.
Odinga war am Mittwoch während eines Besuchs in Indien im Alter von 80 Jahren gestorben, vermutlich an einem Herzinfarkt. Seine Leiche wurde am Donnerstag nach Kenia überführt. Er war in den vergangenen Jahrzehnten eine prägende Figur der kenianischen Politik, auch wenn er fünf Mal bei Präsidentschaftswahlen unterlag.
Zuletzt war Odinga 2022 als Präsidentschaftskandidat gescheitert. Für seine Niederlagen im Rennen um das höchste Staatsamt machte Odinga bei vier seiner insgesamt fünf Kandidaturen Wahlbetrug verantwortlich.
Sein Tod hinterlässt ein großes Vakuum in der kenianischen Opposition. Kein anderer Oppositionsvertreter hat derzeit das Charisma und die Anziehungskraft Odingas. Die nächste Präsidentschaftswahl in dem ostafrikanischen Land steht 2027 an.
C.Maier--MP