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Niederlande: Nach Wahlschlappe macht Groenlinks/PvdA Jesse Klaver zum neuen Chef
Niederlande: Nach Wahlschlappe macht Groenlinks/PvdA Jesse Klaver zum neuen Chef / Foto: Jeroen JUMELET - ANP/AFP

Niederlande: Nach Wahlschlappe macht Groenlinks/PvdA Jesse Klaver zum neuen Chef

Nach seiner Niederlage bei der Parlamentswahl in den Niederlanden hat das linksgerichtete Parteienbündnis Groenlinks/PvdA den jungen und in Onlinenetzwerken erfolgreichen Jesse Klaver zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. "Jesse ist die treibende Kraft hinter unserer linken Zusammenarbeit", erklärte das Bündnis aus Grünen und Arbeiterpartei am Montag im Onlinedienst X, nachdem der 39-Jährige ohne Gegenstimmen gewählt worden war.

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Groenlinks/PvdA war bei der Wahl am vergangenen Mittwoch auf nur 20 von 150 Sitzen gekommen und büßte damit im Vergleich zu 2023 fünf Sitze ein. Der bisherige Vorsitzende des Parteienbündnis, Frans Timmermans, trat noch am Wahlabend zurück.

Die erste große Aufgabe für den nun neu an die Spitze gewählten Klaver werden wohl die Koalitionsgespräche mit dem Wahlsieger von der sozialliberalen Mitte-Partei D66, Rob Jetten sein. Dieser wird voraussichtlich der nächste Ministerpräsident der Niederlande und will eine Regierung aus Kräften von links bis rechts bilden.

Klaver war zuvor bereits Grünen-Parteichef. Mit seiner braunen Lockenfrisur und seinem Auftreten wird dem 39-Jährigen Ähnlichkeit zum ehemaligen kanadischen Premierminister Justin Trudeau nachgesagt. Klaver selbst bezeichnet den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy als seine größte Inspiration. Zumindest die Initialen teilt er mit seinem politischen Idol: Mit vollem Namen heißt der neu gewählte Parteichef Jesse Feras Klaver.

Klaver ist das einzige Kind eines Vaters marokkanischer Herkunft und einer niederländisch-indonesischen Mutter. Er wuchs hauptsächlich bei seinen Großeltern in einer Sozialwohnung in einem Vorort der Stadt Roosendaal im Süden der Niederlande auf.

Der neu gewählte Parteichef wird als "Anti-Wilders" bezeichnet - also das Gegenbeispiel zum Rechtspopulisten Geert Wilders, dessen Partei PVV bei der Wahl knapp hinter D66 landete. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP hatte Klaver 2017 gesagt, dass die Niederlande, anders als bestimmte Politiker behaupten würden, ein "Einwanderungsland" seien. "Ich bin ein Produkt von dieser Migration", fügte er hinzu.

Klever spricht eine junge Wählerschaft an und ist für seinen kreativen Einsatz von Onlinenetzwerken, insbesondere während der Corona-Pandemie, bekannt. Klaver und Jetten wurden zuletzt in Onlinenetzwerken wegen ihrer angeblichen "Bromance", also einer Männerfreundschaft, humorvoll aufgezogen und erhielten den Spitznamen "Resse" (Rob und Jesse).

Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen könnte die Schwierigkeit unter anderem darin bestehen, ob Groenlinks und die liberalen VVD unter Jetten zusammenarbeiten wollen. Eine Sache haben Klaver und VVD-Chefin Dilan Yesilgöz bereits gemeinsam: Beide sind Fans des Fußballclubs Ajax Amsterdam.

B.Fuchs--MP